Letzte Zuflucht Schanghai

Die Liebesgeschichte von Robert Reuven Sokal und Julie Chenchu Yang

 

»Das glänzend geschriebene Buch ist in jeder Hinsicht eine Entdeckung.«
Peter v. Becker, Der Tagesspiegel
 
»Es gibt gute und weniger gute Bücher über das Schanghaier Exil.
Dieses aber ragt heraus.«
W. Michael Blumenthal, Jüdisches Museum Berlin
 
»Eine Geschichte aus Schanghai, aus der Feder eines deutschen Autors. Sie versetzt das Publikum zurück ins China der dreißiger Jahre. Es bestand nur wenig Kontakt zwischen Emigranten und Chinesen. Um so kostbarer ist diese Liebesgeschichte.«
Xinhua

Schanghai 1939: ein Moloch am anderen Ende der Welt, Gangsterstadt und Sündenpfuhl, geprägt von einem mörderischen Klima, einer kaum begreiflichen Kultur - und Exil für rund 18 000 jüdische Emigranten. Gegen alle Wahrscheinlichkeit lernen der Wiener Jude Robert und die christlich getaufte Chinesin Julie sich dort kennen und lieben. Die Geschichte ihres Lebens klingt wie ein Roman.

Schanghai ist schon damals ein Hot Spot kultureller Vielfalt und ein Knotenpunkt globaler Handelsströme. Erst recht in diesen wilden, ja wütenden dreißiger Jahren, als es sich so kosmopolitisch darstellt wie kaum eine zweite Stadt der Erde:

Ein Sammelsurium von Menschen verschiedenster Nation und Herkunft, ein dreckiges Weltwunder. Protzig und halbseiden, abgefeimt und kannibalisch, lasterhaft und seelenlos. Seine Wolkenkratzer ragen höher auf als in Europa, seine Banken zählen zu den größten der Welt, und seine Pferderennen, sein Symphonieorchester oder seine Grand Hotels brauchen keinen Vergleich mit ihren westlichen Pendants zu scheuen.

 

In der gleichen Stadt aber leben eine Million chinesischer Flüchtlinge, krepieren jährlich Tausende auf den Straßen, und ein Viertel aller Kinder stirbt noch im Säuglingsalter. The Shanghai mind ? dieser schillernde Begriff bezeichnet ein geschärftes Bewußtsein jenseits von Gut und Böse. Recht oder Unrecht, Wahrheit oder Lüge, derlei moralische Währungen besitzen hier keine Gültigkeit.

Auch rund 18.000 jüdische Emigranten, vorwiegend aus Deutschland und Österreich, finden dort binnen kurzer Zeit Zuflucht. Sie haben sich diesen Ort nicht ausgesucht; er wäre wohl sogar die letzte Wahl für sie gewesen, wenn sie denn eine gehabt hätten. Aber als sich nach der deutschen Okkupation Österreichs und den Novemberpogromen beinah alle in Frage kommenden Staaten hinter bürokratischen Barrikaden verschanzen, bleibt als letzter Ausweg nur die ferne Hafenstadt im Jangtse-Delta. Zu viele und zu verschiedene Mächte rivalisieren dort um die Vorherrschaft, so daß es keine Zentralgewalt gibt, die ein Visum verlangte.

 

Kaum einer der Flüchtlinge hatte sich bis dahin je mit China befaßt. Und selbst während ihres fast zehn Jahre währenden Zwangsaufenthalts bleibt der Kontakt aufs Nötigste beschränkt. Viele essen nicht ein einziges Mal chinesisch und pflegen mit den Einheimischen kaum Umgang. Geschweige denn, daß sie sich in einen oder eine von ihnen verliebten. 

Während heute kaum ein westlicher Junggeselle in Schanghai lange allein bleibt, scheint eine solche Verbindung für die mittellosen, verstörten, sich in diesem Provisorium nur widerwillig einrichtenden Emigranten schlicht abwegig. Eine flüchtige Liebschaft vielleicht, ein Techtelmechtel mit einer Tänzerin aus einem Nachtklub, das mag gelegentlich vorkommen. Doch an eine ernsthafte Verbindung, eine Ehe gar mit einer Asiatin, einem Asiaten, daran ist kaum zu denken.

Robert Sokal, ein junger Flüchtling aus Wien, wagt es gleichwohl. Der bettelarme Biologiestudent verliebt sich in Julie Chenchu Yang, eine hübsche junge Chinesin aus gutem Hause. Eine tastende, unverhoffte und kuriose Romanze nimmt ihren Lauf. Sehr zum Unbehagen beider Familien, die darin nur eine Mesalliance sehen können. Doch hartnäckig halten beide aneinander fest. Die Zeitumstände lassen ihre stille Liebe zum Abenteuer werden, und an diesen Umständen, den gewaltsamen, weltumspannenden Umwälzungen jener Epoche, droht sie schließlich auch zu zerbrechen.

 


Stefan Schomann
Letzte Zuflucht Schanghai


Heyne Verlag, München, 2008
240 Seiten, mit zahlreichen Fotos
Gebunden mit Schutzumschlag
Format 13,5 x 21,5 cm
€ 19,95 (D) / € 20,60 (A) / CHF 34,90 (CH)
ISBN 978-3-453-15260-1

Taschenbuchausgabe unter dem Titel Der große gelbe Fisch

Die chinesische Ausgabe erschien 2010 im Verlag Renmin Wenxue Chubanshe.

 

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